Donnerstag, 31. Januar 2013

Brigade Rosse-Nachts am Fenster

Die minimalen Terroristen von Brigade Rosse, haben nach größeren Verzögerungen schon letztes Jahr ihr zweites Album „Nachts am Fenster“ herausgebracht. Höchste Zeit ein paar Worte über die Weiterführung dieses Projektes ein paar Worte zu verlieren.

Beginnen tut das Ganze ein weiteres Mal mit gesprochenen Worten zu einer Melodie die nun weitaus mehr Raum bekommt, als dies bei dem Gefühl von Ulrike Meinhof noch der Fall war. Unter Elektronengepiepse zu melancholischen, langgezogenen Tönen wird repetitiv der Titel „Wir sind die Toten“ gesampelt. Ein ungutes Gefühl schleicht sich bereits hier ein. Fragen entstehen, wie lebt man heute, viel bitterer ist jedoch die Frage, wie geht die Welt da draußen mit einer Schlussfolgerung um, dass es kein Leben mehr gibt? Die Antwort die hier geliefert wird ist, sofern gewollt, Gleichgültigkeit. Es ändert sich nichts und die Stimmen sind nicht wütend, nicht traurig sondern emotionslos. Böse Zungen könnten auch von einem willkürlich ausgewählten cool wirkenden Sample ausgehen, was jedoch kaum der Anspruch der beiden Anonymen sein sollte und auch sein wird.

Das folgende „Im Rausch“ ist dann wohl auch zugleich der Titelsong des Albums, findet man sich doch nun nachts am Fenster wieder. Zu Drumcomputer und getragenen Melodien wird ein Grauen der Nacht angesprochen, das jedoch ncht wie gewünscht „am Morgen verschwunden“ sein wird. Stattdessen geht es wohl um Tristesse an jedem einzelnen Tag. Man sieht nachts was ist und wird doch nicht aufhören dank einer Hoffnung, deren Enttäuschung am nächsten Tag ein weiteres Mal betäubt wird. Natürlich ist dies allerdings auch anders deutbar, denn die Texte bleiben gewohnt minimalistisch und nebulös.





Mit traurigem Klang und Klavier wird „Kein Feuer“ eingeleitet, ein Titel in dem Samples und eigene Stimme sich zusammenschließen für einen Gesang über Leben ohne Leben. Eine endlose Qual und ein Titel der den Hörer in ein schwarzes Loch blicken lässt. Grausam schön.

Sehr minimal gehalten ist „Allein mit Dir“, auch was die Akteure angeht, ist das Du hier offensichtlich immer noch das eigene Ich. Vermutlich geht es aber um eine Entfremdung von diesem. Elektronisch verzerrt wird dem eigenen Selbst hinterhergeschmachtet. Die depressive Grundhaltung des Albums wird auch weiterhin durchgehalten.

Sehr treibend bis fast tanzbar wird dann die Röntenaugenmixversion (das Original ist noch nach dem letzten Track zu hören). Thematisch geht man hier etwas zu Entzauberung der Welt zurück. Eine bedrückende Analyse einer verlogenen Welt. Der etwas schnellere Serpentremix gibt dazu auch noch einen gewissen Schritt der Zeit-Touch, einer der besten Tracks des Albums.

Danach folgt ein Sequel, dessen Bedeutung ich immer noch nicht ganz einzuschätzen vermag, wirkt der Satz doch auch wie abgeschnitten. Ansonsten findet man sich in einer anscheinend überwachten Welt. Dass die angesprochenen Proletarier nicht auf der Straße sind könnte auch ein Hauch von Kritik sein. Man weiß es nicht, vielleicht macht das aber gerade den Charme dieses Werkes aus.

Vermutlich wird es jedoch eher auf Überwachung hinauslaufen und das Stück vielleicht auch aus 1984 entstammen, jedenfalls beschäftigt sich Puppe aus Luft doch eingehend mit Kontrolle, wenngleich ich jedoch den Refrain immer noch nicht verstanden habe, wird hier doch extremst mit Stimmverzerrung gespielt, während der restliche Song angekratzt elektronisch mit kleinen Melodiespielchen vonstatten geht.

Nochmal weitaus kratziger wird dann „Weisses Rauschen“, dazu gesellt sich teilweise eine epische Zusatzmelodie sonst gibt es etwas elektrisches Xylophon im Hintergrund. Der Text wird hier zuweilen äußerst metaphorisch, sodass zumindest mir sich der Titel inhaltlich über weite Strecken entzog. Eine Automatisierung, weil Metall in den Adern pulsiert? Ich weiß es nicht. Ich hoffe dass wenigstens die Macher das noch wissen und nicht willkürlich irgendwelche Begriffe andeinandergereiht wurden.

Weitaus verständlicher wird dann auch wieder die Albumversion von „Tatort Neon“. Ein abgekapselter Blick zu düsterer Melodie auf Feier- und Konsumkultur. Sogar Kraftausdrücke werden erstmals verwendet und bieten eine verbitterte Sicht auf den Mainstream. Ziemlich gut gemacht.

Der einzige englische Song „In every Face“, scheint dann auch der einzige Song zu werden, den man wohl als Lovesong beschreiben könnte, auch wenn die Liebe hier wohl eher schon vorbei ist und am liebsten vergessen wäre. Düstere Melodie, bedrückende Stimmung. Ebenfalls definitv überzeugend.

„Leben in Schwarzweiß“ hat man ja bereits schon vom Livetape kennenlernen können und dennoch bleibt der Text kryptisch. Eine Deutung ist dabei sicherlich ein festgeschriebenes Leben, das die Träume nach und nach in den Hintergrund rückt. Die Stimmung bleibt düster mit hellen Klängen, die im Vordergrund aufflackern.

Der Psychic Force Remix von Im Rausch macht den Titel dann zu einer industrialartigen Stampfnummer, nicht so ganz das beste, was man machen konnte, würde ich meinen.

Das vorläufige Ende macht dann wohl wieder ein 1984-Zitat und greift dabei nochmal den Beginn auf. Nach längerer Pause kommt dann die ebenfalls gute Originalversion von „Röntenaugen“, bevor ganz am Ende noch ein weiteres Sample kommt und in die Leere schauen lässt.


Fazit:


Der Albumtitel lässt einen distanzierten Blick auf das Leben vermuten, doch dem ist hier nicht so. Es wird hereingestiegen in ein Leben in einer Gesellschaft, das als Elend erkannt wird. So düster wie möglich wird versucht den Feind, der für alles verantwortlich ist, zu packen und doch bleibt dieser unbekannt. Man bleibt leer zurück nach Genuss dieses Albums mit einem etwas unguten Gefühl in der Magengrube, dass hier etwas nicht stimmt.
Musikalisch wird es etwas insgesamt weniger kratzig als das Erstlingswerk, aber immer noch minimal. Die Stimmen werden mehr verzerrt. Der Klang wurde etwas trockener. Die minimale Alternative für all jene, denen welle: erdball zu fröhlich sind, aber auch alleinstehend eine Perle der Szene und eine Schande, dass bei 300 Stück, das Hauslabel noch immer Exemplare auf Lager hat.

PS: Booklet enthält Zitate und Bilder, aber keine Texte

Mittwoch, 30. Januar 2013

Es wird neue Posts geben

Ja und zwar wird sich dieser Blog auf ein Rezensionsmodell einschießen, denn wie verarbeitet man denn sonst am besten gemachte Erlebnisse als Privatperson?

Einen normaln sachlaichen Bericht meint ihr? Nein, diesen Stiefel will ich mir nicht anziehen, ich bin ich und kein Journalist, also versuche ich erst gar nicht so zu tun, als wäre ich ein neutral. Ich sage meine Meinung und ihr könnt sie dann kommentieren gut oder schlecht finden und damit könntet ihr vielleiht sogar mehr anfangen können, als mit einem Bericht, der subtil versucht die Meinung des Autors in euren Kopf einzuschmuggeln.

Also, äh, stay tuned und freut euch auf CD-Rezensionen, Brüderle-Rezensionen und Schatmeister-der-Piratenpartei-die weder-per-Mail-noch-telefonisch-erreichbar-sind-und-keine-Rechnungsprüfung-zulassen-Rezensionen.

Bis dahin: verbringt eure Zeit mit etwas anderem oder lest die anderen beiden tollen Posts in diesem Blog,

Euer Oblomow