Mittwoch, 9. Oktober 2013

Friday Dunard-Syff #001

Aaaaaaaaaah!
Nach längerer Zeit habe ich mir einmal wieder einen etwas neueren Tonträger zugelegt. Die Verpackung ist überwiegend gelblich. In der Mitte prangt ein Tor, welches in Wirklichkeit ein Ausschnitt aus einem ziemlich dunklen Foto ist. Dazu gesellt sich ein grüner Kreis. Was dies nun genau ist? Die erste Schallplatte und grundsätzlich die erste Veröffentlichung des neuen Karlsruher Labels "Syff", das aus irgendeinem Seitenarm des verkabelkrauteten Karlsruher nildeltas entspringt.

Gemafrei und selfmade bekommt hier Friday Dunard die Gelegenheit irgendetwas technoartiges auf Vinyl zu pressen. Die Titel lauten "Raver 87", "Express" und "Trancer04" und wirken damit fast so kreativ wie der umhauende Titel des Albums/EP/Maxi-Single.

Doch sollte bei einer Rezension die eigentliche Musik im Vordergrund stehen. Zeit also, sich Seite A mit dem Raver (von 1987?) zu Gemüte zu führen.
Ooooooooooooooooh!
Hierbei fällt als erstes der zu Beginn in das Stück hineinstolpernde dumpfe Beat auf, zu dem sich nur kurz darauf ein paar Versuche, neue Elemente hineinzubringen gesellen. Schlüsselbundgeklimper, wird mit frischerem, elektronischen Gewobbel zum neuen Hauptmotiv, neben dem auch immer wieder ein paar kleinere Synthiespielereien hinzukommen. Schön sind nach einer kurzen Dämpfung die kratzigen, dreckigen Elemente, die das Stück aus dieser Pause wieder herausführen. Der Druck hinter dem Bass steigert sich dabei ebenfalls, bis ein kleiner freier Fall hinein in den Wildwasserritt der zweiten Hälfte hineinführt. Eine leichte Anlehnung an dekonstruierte Algorithmencomputermusik folgt und eine längere Ausgleitphase setzt ein, bei der das Volk auf dem Dancefloor immer tiefenentspannter wie ein Goth herumwackeln darf.

Fazit Seite A: Nettes Stück, das ziemlich klassisch einem Höhepunkt entgegenfiebert und danach dem Ende entgegensieht. Nichts weltbewegendes, auch wenn einige eingeworfene Klänge sowie ein dreckiger Bass etwas experimenteller wirken.


Einmal schnell die Schallplatte umgedreht und weiter gehts mit Express. Dieser befindet sich zu Beginn auch in der Selbstfindungsphase, während sich schleichend ein nervöser, schüttelnder Beat unter Fahrstuhlmusik dazugesellt. Ziemlich stetig entwickelt sich das Stück mit Synths und elektronisch imitierten Streichern weiter. Ganz kurz hört man auch Ansätze einer Dampflok, die denn wohl auch Namensgeber des Stückes ist. Der Titel gleitetet danach ohne größere Überraschungen bis hin zum Ende, an dem nur noch ein kurzer Nachsetzer den Hörer erwartet.


FUCK NO!
Das letzte Stück beginnt ziemlich sphärisch und ruhig, dass man schon fast an Experimentalkünstler wie Oren Ambarchi denken könnte. Irgendwann entscheidet sich dann aber doch ein Beat, welcher nur wenig später zu Claps mutiert den Kuschelkurs mit Ambient zu stören. Als Gegner stellt sich ihm allein eine mutige Flöte mit ordentlich Hall entgegen. Etwas später wird dann auch mal die Drummachine übertaktet, um ein paar trötenden Synthklängen PLatz zu schaffen, unter deren Einsatz sich die Grundmelodie wie ein Fluss aus Bonbonmasse dahinzieht. Kleinere Taktspielchen zum Schluss versüßen den Abgang.


Fazit Seite B: Express kann man sich eher als Begleitmusik für einen ICE oder TGV, als für Dampfloks vorstellen, das tut dem Genuss aber keinen Abbruch. Handwerklich definitiv gut gemacht.

Bei Trancer zieht sich die etwas träumerische Stimmung durch, bleibt aber auch im Club verhaftet.


Gesamtfazit: Stabiler Start des Labels. Hier kann definitiv mit der Konkurrenz mitgehalten werden, was jedoch auch schon wieder das Problem der Platte ist. Bis auf wenige Experimente fehlt es ihr doch etwas an eigenen Merkmalen, die sie besonders hervorheben würden. In Zeiten, in denen man auf Beatport binnen einer Minute wohl zehn vergleichbare Stücke findet, kann man es daher wohl als mutig bezeichnen, noch eine Vinylauflage von 300 Stück anfertigen zu lassen. Es bleibt den Leuten hinter Syff nur Erfolg zu wünschen, ist handwerklich doch eine gute Basis vorhanden und wie gesagt die erste Veröffentlichung auch ziemlich gut. Dennoch wäre mehr eigenständiges, als auch -williges für die Zukunft zu wünschen.