Sonntag, 14. April 2013

In Death It Ends-Occvlt Machine

Hipster sind ja inzwischen überall, da ist es höchste Zeit, zu versuchen den Anschluss zu behalten und einmal den neuen tollen Modetrends nachzuspüren. Das letzte, was ich dazu gehört habe war, dass nicht mehr Minimal Dubstep, sondern Witch House voll im Trend läge. Eingedeckt habe ich mich nun unter anderem mit der Schallplatte Occvlt Machine von In death it ends (im Original mit irgendwelchen Runen und umgedrehten Kreuzen geschrieben) direkt bei dem ursprünglichen Tapelabel aufnahme + wiedergabe, das sich inzwischen einen Namen in der Indieszene als Herkunftsort von dunkler bis experimenteller Musik gemacht hat, aber auch als Label, bei dem einen Tag nach Verkaufsstart alles ausverkauft ist, wie auch bei diesem Album geschehen.

Doch zurück zum Thema, denn ich bin ja an dieses Album gekommen und habe es mir bereits mehrere Male durchgehört, bevor ich mich entschlossen habe eine Rezension abzugeben.
Auf die Ohren bekommt man bei Occvlt Machine fast durchgehend dröhnenden Bass, egal ob elektronischer oder instrumentaler Natur. Unheimlich wird es und man denkt glatt, man habe den fehlenden Soundtrack für das Blair Witch Project gefunden. Doch man findet sich hier in dem doch fast noch unheimlicheren Klangwald von Porl King wieder

Frauenfotos im Wald
Mit düsterer Elektronik und immer stampfenderem Beat wird man zu Beginn hereingelockt, um sogleich bei Apparitions mit treibendem Bass und sägender Elektronik durch die unbekannten und genauso unheimlichen Gefilde gescheucht zu werden.
Genauso hektisch aber mit nervöseren Klängen des Bass geht es danach bei Spirits weiter, wobei es teilweise fast schon technoid wird, ehe sich der Titel in einem sphärischen Wasserfall ergießt.

Die folgenden zwei Titel bieten danach fast schon eine Erholungspause von dem bisher erlebten. Ruhig aber dunkel erklingt der Bass zu dem sich technisches Geblubber gesellt. Anders ausgedrückt ist die Wankerlaubnis gegeben. Düstergoths könnten ihre helle Freude an jenen Tönen haben.

Ruhig, aber mit pointierten höheren Gitarrenklängen kommt danach Infinite End daher. Der dazukommende Synthsound geht dabei eine erfrischende sphärische Symbiose mit dem Grundsound ein und macht den Titel zumindest für mich zu einem echten Highlight der Platte.

Ob dieses Ritual wohl christlich ist?
Ruhiger, tiefer und dröhnend bis zur Schmerzgrenze geht danach der Teufel. Als besondere Höhepunkte gibt es im zwischenzeitlich aufgebauten Synthnebel ein paar Beckenexplosionen sowie ein paar kleinere elektronische Spielereien. Insgesamt senkt sich die Stimmung dadurch wieder merklich, ehe es aus der Hölle beim Folgetrack in die Kirche geht. Erstmals hört man in sakralem Ambiente auch menschliche Stimmen. Orgelsound mit Beat prägen das Stück, eine ziemlich gelungene Mischung in meinen Augen.

Man hätte bei dieser Stimmung gerne bleiben können, doch stattdessen geht es wieder schnarrend und schnurrend weiter. Ingesamt wieder treibend kommt damit leider nicht unbedingt eine neue Idee dazu, sieht man von den unverständlich eingestreuselten und verzerrten Sprachfetzen mal ab.

Wesentlich frischer, wenn auch ruhiger ist Souls. Hier wird gezeigt, dass nicht immer nur der Bass geschrammelt werden muss, wird hier doch wunderbar athmosphärischer Ambient geboten, der etwa den Nordlandwerken von Apoptose ziemlich nah kommt. Gespenstisch schön, nur vielleicht, wenn man sich Cold Silent besieht mit dem vertauschten Titel. Zwar ist bei der kalten Stille kein zu schneller voller Sound zu hören, die gezogenen, schnellwabernden Elektronikklänge alles andere als ruhig. Insgesamt nebenbei vielleicht das schwächste Werk auf der Scheibe, wirkt das ganze doch mehr langwierig als furchteinflößend und etwas bemüht, allerdings umsonst.

Das Outro des eigentlichen Albums ist ein kratziges Elektrodröhnen mit sakralem Chor und Stimmengewirr, das man genau so auch als Intro hätte nehmen können, hätte man es gewollt.

Als Käufer der Schallplatte hat man bei der CD-Zugabe dann noch weitere sieben Tracks als Bonus, auf die ich nun jedoch eher überblickend eingehe. Insgesamt ist der Bonusteil etwas experimenteller und minimaler. Insbesondere Malevolent, also Bonustrack vier hat es mir angetan, mit hartem Elektrodröhnend und verschwimmenden Bass. Aber auch sonst gibt es im Bonusteil einige interessante Spielereien bis zu Klängen verfremdeter Bongos. Eine sehr nette Dreingabe, eigentlich ein ganzes Tape.


Diese Schallplatte ist weiß

Fazit:

Gelungen ist dieses Album definitiv und trotz verschiedenster Spielereien an Instrumenten und Elektronik ziemlich homogen. Es passt einiges. So sehr, dass es schwer sein dürfte, sofern es Konzerte gibt, sich irgendwelche Favoriten herauszupicken, sind doch alles mehr vertonte Ideen, die jedoch alle in einem Klangkosmos beheimatet sind. Jedenfalls aber zementiert das Album, sofern dies bisher nicht ankam, das Klangbild von In death it ends, das man schon in Forgotten Knowledge mit auf den Weg bekam. Kleinere Mankos verstecken sich jedoch auch gerade darin. Es wirkt zwar alles zusammen, doch insbesondere bei den ersten vier Tracks ensteht durch das Abflauen der Musik zum Schluss doch der Eindruck einer Auflistung. Ganz mutige extreme Abweichungen konnte man hier nun auch nicht erleben, von daher bleibt, was die Entwicklung angeht, auch etwas wie ein Fragezeichen offen, wobei man sich diesbezogen bei der Band mit Plänen von zwei 17 Minuten-Tracks wohl eher weniger Sorgen zu machen bräuchte. So bleibt insgesamt zu sagen, dass für Fans des Projekts dieses Album sicher kein Fehler sein kann und für Neulinge gerne auch großartig sein kann. Drehen sollte sich die weiße Schallplatte überall, fürs Verstauben ist es zu schade.

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